Geistige Aspekte

Die Übung in Kampfkunst kann die innere Entwicklung eines Menschen unterstützen. Charakterlich verankerte emotionale Zustände wie beispielsweise Aggressivität, Ängstlichkeit und Schüchternheit oder Traurigkeit können dabei allmählich ihren beherrschenden Einfluss verlieren. Ebenso aber kommt es zu einer Steigerung von Gesundheit, Vitalität und Lebensfreude. Durch die Harmonisierung von Körper und Geist entwickelt sich innere Kraft. Die Selbstverteidigung wird dabei nicht unterschätzt, ist aber eher eine willkommene Zugabe.

Meditation in der Bewegung

Rein intellektuell wird man die geistigen Wegkomponenten der Kampfkunst niemals verstehen können, da es sich dabei um einen Entwicklungsprozeß und nicht um eine bloße Anhäufung von Wissen oder eine Ansammlung von Erfahrungen handelt. Höchstes Ziel der Kampfkünste ist die Verschmelzung von Geist, Gefühl und Körper zu einem Zustand einfachen natürlichen Seins.

Bei einer perfekt ausgeführten Kata (wobei man nicht sagen kann, man würde einen bestimmten Bewegungsablauf völlig beherrschen, da es Perfektion nicht gibt) sind alle drei Elemente – Geist, Emotion und Körper – miteinander verbunden auf die Ausführung dieses einen Bewegungsablaufes ausgerichtet.

Die Bewegungen zu kennen und seinen Körper in eine Verfassung zu bringen, daß er sie auch ausführen kann, ist nur ein Aspekt beim Erlernen einer Kata. Es müssen auch die Gedanken und Gefühle, die scheinbar willkürlich auftauchen und wieder verschwinden, registriert und losgelassen werden, damit alle geistige und emotionale Energie für die Kata zur Verfügung steht. Der Übende wird sich dabei hinderlicher Gefühlszustände und seiner ständig wahllos kreisenden Gedanken bewußt, da sie seine Aufmerksamkeit von der Ausübung der Kata abziehen. Er gewinnt also ein bestimmtes Bewußtsein über die Beschaffenheit seines Geistes und die emotionalen Zustände, die ihn regieren.

Eine Kata ist nichts anderes als Meditation in der Bewegung, an der die Gesamtheit des menschlichen Organismus beteiligt ist.

Stabilität

Durch beständiges Training können sich im Laufe der Jahre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit entwickeln, wir werden körperlich und geistig stabiler. Man steht dann mit beiden Beinen auf dem Boden und entwickelt allmählich einen dauernden Schwerpunkt. Stand entwickeln heißt im erweiterten Sinn nicht nur, im Training stabil zu stehen, sondern sich auch seiner Lebenssituation zu stellen und bewußt zu sein, dem Glück oder Unglück der eigenen familiären und beruflichen Situation, seinen vermeintlichen und wirklichen psychologischen und mitmenschlichen Problemen. Macht man, was man tut, weil man das will oder lebt man in Kompromissen? Ein wirklicher Kampfkünstler konfrontiert sich mit sich nicht nur im Dojo, er achtet auch auf sein Fundament im täglichen Leben.

Einsatz

All diese Dinge fallen einem allerdings nicht in den Schoß. Man muß sich über Jahre hinweg einsetzen und im wahrsten Sinne des Wortes „schwitzen“. Endloses schwitzen sozusagen, mit Disziplin, Beständigkeit, aber auch viel Freude. Manchmal erschließt sich einem eine neue Erfahrung, wenn man über die Erschöpfung hinausgeht, beispielsweise nach der 100. Durchführung ein und derselben Kata hintereinander.

Auch als Fortgeschrittener wird man die ersten Bewegungsabläufe immer weiter üben und sie ständig weiterentwickeln. So wie der Anfänger bei einer Kata daran arbeitet, sie überhaupt erst einmal körperlich durchführen zu können und Stand und Gleichgewicht zu entwickeln, arbeitet ein fortgeschrittenerer Schüler an Feinheiten wie dem Einklang von Bewegung, Rhythmus und Atmung. Er entdeckt vielleicht gerade die Musikalität einer Kata, das Zusammenspiel von Ein- und Ausatmung mit der Bewegung, den sinnvollen Wechsel von Anspannung und Entspannung.

Egal welche Technik, welcher Bewegungsablauf, jede Bewegung, jede Aktion, jeder Block und jeder Schlag muß so intensiv wie möglich durchgeführt werden, mit aller verfügbaren Energie und der größtmöglichen Konzentration und Aufmerksamkeit, als ob es um das eigene Leben ginge. Dazu muß der imaginäre Gegner in jedem Augenblick präsent sein, in einem Schattenkampf auf Leben und Tod.

Atmung
Das Bindeglied zwischen feinstofflichen und grobstofflichen Bereichen ist die Atmung – ein zentraler Punkt jeder Kampfkunst. Sie hilft dabei, unsere Körperfunktionen, Gedanken und Gefühle zu beruhigen. Dabei sind spezielle Atemtechniken nicht notwendig, da durch das Üben der Bewegungsformen sich im Laufe der Jahre von selbst eine natürliche Atmung einstellt. Durch die Verbindung der Formen mit der Atmung entwickelt sich die innere Kraft. Dabei werden die Techniken vom Schwerpunkt im Unterbauch ausgehend mit dem ganzen Körper gemacht.

qigongklein

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